The King’s Avatar (Anime) (2024)

Quan Zhi Gao Shou war u.a. meine erste Serie aus der chinesischen Zeichentrickproduktion. Im Gegensatz zu Mo Dao Zu Shi wurde ich hier sogleich überraschend gut unterhalten. Allerdings bekam ich schnell in das Gefühl einen typisch japanischen Anime zu schauen. Abgesehen von den gelegentlichen Einspielern traditionell chinesischer Instrumente, dem größzügigen Gebrauch von CGI- bzw. 3D-Elementen sowie der Sprache gab es keine signifikanten Merkmale, die für einen eigenen kulturellen Stil sprechen könnten. Ich bewerte es generell weder schlecht noch gut, aber eine gewisse Eigentümlichkeit hätte der chinesischen Zeichentrickwelt bestimmt nicht geschadet, um in breiter Masse höhere Neugier zu wecken. Was ich jedoch als komisch und kritisch betrachte, ist die durchgehende (Schleich-)Werbung für McDonalds...
Ich werde mir sicher in naher Zukunft weitere chinesische Anime ansehen. Ein Wunsch wäre, dass sich künftig die Charaktere besser äußerlich unterscheiden. Frisuren und Gesichter glichen sich häufig so stark an, dass nur noch an Kleinigkeiten wie z.B. die Augenfarbe eine optische Unterscheidung und Zuordnung der Charaktere möglich war. Auch nicht sonderlich überragend war die Story. Ziemlich einfach gestrickt und sich gegen Ende immer wiederholender und monotoner, leider oft mit sehr flachen Humor. Ohne Umschweife stolpern unsere Protagonisten von einem Kampf in den nächsten, ohne großartige Charakterentwicklung. Lediglich die zeitweise Überspielung der Charaktere lockerte die Situation gelegentlich auf.
Okay, das klang alles ziemlich negativ und keiner würde nun schlussfolgernd mit 3.5 bis 4 Sternen rechnen, aber sie sind verdient... Ich fühlte mich trotz alledem durchgängig gut unterhalten und kann nicht einmal genau beschreiben, was diese besondere Anziehung zu Quan Zhi Gao Shou eigentlich erzeugt hat. Ich lehnte mich zurück und genoss es einfach. Ich denke, einen wesentlichen Anteil hatte der thematische Bezug zur Gamerszene in einer visionär angehauchten Fantasy-MMO-Welt mitsamt dem Profispieler Ye Xiu als Hauptcharakter, der sich mit seiner außergewöhnlichen und smarten Art in der Spieltwelt von Glory als "Gott und Legende" einen Namen machte. Mit seiner rätselhaften Gelassenheit und seinem mysteriösen steten Lächeln polarisiert er durchaus sehr gut in der Konstellation. Anders als bei vielen vergleichbaren Anime bleibt die Verbindung zur Schnittstelle zwischen Spieler am PC und Charakter in der Spielwelt sehr oft bestehen. Die effektgeladenen und gut animierten Kämpfe mit viel Bewegung und Action fesselten mich als Zuschauer, während die Tastaturen glühten und die Computermäuse wild hin und her huschten. Parallel dazu der wachsende Cast zahlreicher Neuzugänge mit charmanten Eigenheiten, die Querverbindungen von Ye Xiu zu anderen Charakteren der Profiliga und die stets neuen Herausforderungen in Glory im Kampf um den Ruhm in Server 10. Für eine Kurzserie über 12 Folgen war dieses Arrangement der Unterhaltung gänzlich gut gewählt, stimmig, rund und kompakt. Ohne sich in belanglosen Nebenereignissen zu verzetteln galt die Aufmerksamkeit beinah konsequent dem Hauptcharakter Ye Xiu und seiner Umwelt mit einem ziemlich ungewöhnlichen und teils rätselhaften Profil, welches für den angebundenen Zuschauer ausreichend Neugier auf die Fortsetzung weckt.

Beitrag wurde zuletzt am 02.07.2019 02:34 geändert.